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Spraykino auf Rädern
Ich wohne und arbeite mit Sicht auf die Geleise des Zürcher Hauptbahnhofes. Und so könnte ich den Tag verbringen mit Train spotting – S-Bahnen, Intercitys, TGVs, ICEs, Güterzüge, soweit das Auge reicht. Natürlich tue ich das nicht. Und doch fallen mir dann und wann spezielle Zugsmodelle auf: Solche, die mit Graffitis versehen sind. Manchmal sind unglaubliche Dinge zu sehen: Wagen, die von oben bis unten bunt besprayt sind. Vor ein paar Wochen fuhr ein eine S-Bahn vorbei, die war komplett versprayt, schwarz und silbern, drei Wagen und die Loks an beiden Enden dieses Zugs. Ein wahrhafter Geisterzug. Ich traute meinen Augen nicht, nahm an, die SBB hätten ein paar Sprayern die Möglichkeit gegeben, sich legal auszutoben. Dem war nicht so, wie ich dann in Erfahrung brachte. Der Zug war klammheimlich und illegal verunstaltet worden. Aber ich solle das ja nicht publik machen, sagte man mir. Sonst kämen Nachahmer auf den Geschmack.
Nun, mit diesem Argument dürfte weder über Steuerhinterziehung, Tempoüberschreitungen noch über den Einkaufstourismus berichtet werden. Doch finden sich in der Schweizerischen Mediendatenbank tatsächlich sehr wenige Berichte zu versprayten Zügen. Das Verhältnis von Zeitungsartikeln mit diesem Thema zur Anzahl versprayter Züge, die ich habe vorbei fahren sehen, ist umgekehrt proportional zum Verhältnis Medienbeiträge zu Hooliganismus und tatsächlichen Ausschreitungen in und um Fussballstadien. Die angeblichen Unkosten, die ihr die wilden Fussballfans bereiten, hat die SBB – wie man inzwischen weiss – massiv aufgerundet und breit kommuniziert. Im Zusammenhang mit den Graffitis zieht sie es vor zu schweigen. Auf Anfrage erklärt die Bundesbahn, man kommuniziere dazu keine Zahlen. Man setze aber alles daran, die Züge so schnell wie möglich zu reinigen – um zu verhindern, «dass die Sprayer die gewünschte Publizität erreichen und Nachahmer provozieren». Die Reinigung eines Zuges koste rasch «mehrere tausend Franken». Wer weiss, was ein Garagist für die Neulackierung eines Kotflügels verlangt, muss vermuten, dass jede versprayte S-Bahn nicht nur mit «mehreren», sondern mit vielen tausend Franken zu Buche schlägt.
Es ist klar, dass den Sprayern nur schwer beizukommen ist. Je unmöglicher eine Spray-Aktion scheint, desto reizvoller ist sie für sie. Das dokumentiert der eben erschienene Foto-Band «Live Life Like» über die Sprayer-Gruppe KCBR, deren Kürzel immer wieder gross auf Zügen, Trams und Häusern auftaucht. Das Buch zeigt auch: Die Graffitis sind manchmal nur Teile medialer Gesamtkunstwerke. Auf einer Hausmauer steht «support your», auf der S-Bahn, die darunter vorbei braust, «local vandal». In diesem Slogan, dem Motto von KCBR, ist der Nihilismus der Sprayer ist auf den Punkt gebracht – für einen Moment, festgehalten auf einem Foto, das jetzt im Buch veröffentlicht ist. Dieses ist übrigens in der Edition Patrick Frey erschienen, dem Verlag des bekannten Kabarettisten, spezialisiert auf Kunstbücher.
Womit dieser Blogeintrag auch eine Kunstbuchrezension ist.
Nun, mit diesem Argument dürfte weder über Steuerhinterziehung, Tempoüberschreitungen noch über den Einkaufstourismus berichtet werden. Doch finden sich in der Schweizerischen Mediendatenbank tatsächlich sehr wenige Berichte zu versprayten Zügen. Das Verhältnis von Zeitungsartikeln mit diesem Thema zur Anzahl versprayter Züge, die ich habe vorbei fahren sehen, ist umgekehrt proportional zum Verhältnis Medienbeiträge zu Hooliganismus und tatsächlichen Ausschreitungen in und um Fussballstadien. Die angeblichen Unkosten, die ihr die wilden Fussballfans bereiten, hat die SBB – wie man inzwischen weiss – massiv aufgerundet und breit kommuniziert. Im Zusammenhang mit den Graffitis zieht sie es vor zu schweigen. Auf Anfrage erklärt die Bundesbahn, man kommuniziere dazu keine Zahlen. Man setze aber alles daran, die Züge so schnell wie möglich zu reinigen – um zu verhindern, «dass die Sprayer die gewünschte Publizität erreichen und Nachahmer provozieren». Die Reinigung eines Zuges koste rasch «mehrere tausend Franken». Wer weiss, was ein Garagist für die Neulackierung eines Kotflügels verlangt, muss vermuten, dass jede versprayte S-Bahn nicht nur mit «mehreren», sondern mit vielen tausend Franken zu Buche schlägt.
Es ist klar, dass den Sprayern nur schwer beizukommen ist. Je unmöglicher eine Spray-Aktion scheint, desto reizvoller ist sie für sie. Das dokumentiert der eben erschienene Foto-Band «Live Life Like» über die Sprayer-Gruppe KCBR, deren Kürzel immer wieder gross auf Zügen, Trams und Häusern auftaucht. Das Buch zeigt auch: Die Graffitis sind manchmal nur Teile medialer Gesamtkunstwerke. Auf einer Hausmauer steht «support your», auf der S-Bahn, die darunter vorbei braust, «local vandal». In diesem Slogan, dem Motto von KCBR, ist der Nihilismus der Sprayer ist auf den Punkt gebracht – für einen Moment, festgehalten auf einem Foto, das jetzt im Buch veröffentlicht ist. Dieses ist übrigens in der Edition Patrick Frey erschienen, dem Verlag des bekannten Kabarettisten, spezialisiert auf Kunstbücher.
Womit dieser Blogeintrag auch eine Kunstbuchrezension ist.
In mit dem Zug, SBB veröffentlicht
4 Antworten
NSU – das Original
Wenn in diesen Tagen der Name «NSU» fällt, und das tut er sozusagen in jeder Nachrichtensendung, denke ich im ersten Augenblick nicht an den Neonazi-Prozess in München, sondern an eines der coolsten Autos, das je gebaut wurde: den NSU Ro 80. Eine Designikone: eine elegante und doch aerodynamische Karosserie, keine Schnörkel, aber eigenwillige Details, wie die senkrecht hinunter gezogenen Türen – ein Auto in der Tradition der klassischen Moderne der Architektur. Oder: das Auto zum Soundtrack von Kraftwerk («Autobahn»). 1967 erschienen, war der Wagen mit dem technoiden Namen Ro 80 dem Zeitgeist weit voraus. Seine Konkurrenten waren altertümliche Blechkisten wie der Ford Taunus 20 M, der Mercedes 200 oder der Opel Rekord, sein Profil findet sich in der aerodynamischen Formensprache wieder, die den Autobau ab den achtziger Jahren und bis heute prägt. Nur war der Ro 80, wie es Originalen eigen ist, eben viel origineller. Ausgerüstet mit einem mit wankelmütigem (und sehr durstigem) Wankelmotor wurde das Auto nicht gerade zum Hit. Nach zehn Jahren wurde die Produktion eingestellt, ein Nachfolgemodell gabs nicht, was das Ende der Marke NSU bedeutete. Denn NSU hatte 1969 mit Audi fusioniert – wo der Geist des Ro 80 ja dann und wann in einem Modell aufblitzt.
Übrigens: Ro 80 sind heute rar. Aber nicht teuer. Auf Autoscout24.ch findet sich derzeit genau ein Exemplar, für 12 000 Franken.
Übrigens: Ro 80 sind heute rar. Aber nicht teuer. Auf Autoscout24.ch findet sich derzeit genau ein Exemplar, für 12 000 Franken.
In mit dem Auto veröffentlicht
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Wir sind auch ein Velo
Was lässt die Autofahrer alle nach rechts auf den Strassenrand, also auf den Velostreifen rücken? Das gute Gefühl, im Hinblick auf das Rechtsabbiegen bei der bevorstehenden Kreuzung das Optimum aus der schwierigen Situation herausgeholt zu haben – nämlich bereits einen Meter nach rechts gefahren zu sein? Oder das Mitgefühl für die jene Autofahrer, die gerade aus fahren wollen? Eindrücklich jedenfalls sind die Disziplin und der Herdentrieb, von denen diese unfreiwillig parkierende Kolonne zeugt. An die Velofahrerinnen und Velofahrer haben diese Autofahrer bestimmt nicht gedacht. Oder etwa doch? Wer hier mit dem Velo unterwegs ist, hat für einmal fast die ganze Fahrbahn für sich – und braucht sich nicht zu fürchten, dass ihm ein nach rechts abbiegendes Auto den Weg abschneidet.
In mit dem Auto, mit dem Velo veröffentlicht
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Keine Steuergerechtigkeit
Zu den Steuervermeidungspraktiken, zu denen das Ausland in der Schweiz wohnhafte Menschen verführt, gehört die Mehrwertsteuerrückvergütung. Wer in München, Mailand oder Paris shoppt, kann sich bekanntlich die Mehrwertsteuer – 19 bis 21 Prozent des Preises – rückvergüten lassen. Theoretisch. Denn das Prozedere ist ungefähr so kompliziert wie der Begriff selbst. Zuerst muss man im Geschäft, wo man sich beispielsweise einen Anzug oder ein paar Schuhe beschafft, ein Formular einfordern. Dieses muss man sich vor der Ausreise in die Schweiz vom Zoll des betreffenden Landes abstempeln lassen: die Bestätigung, dass die Einkäufe exportiert wurden. Dann kriegt man beim nächsten Besuch im betreffenden Laden die Mehrwertsteuer zurück erstattet. Zum Glück gibt es die SBB – sie macht eine vereinfachte Mehrwertsteuervermeidung möglich. An ihren «Change»-Schaltern erhält man die MwSt ausbezahlt, abzüglich einer Bearbeitungsgebühr. Voraussetzung bleibt das vom Zoll des Auslandes abgestempelte Formular. Wo aber ist im Zug das Zollbüro? Bei einem kürzlichen München-Ausflug streiften die deutschen Zöllner zwar bei der Hinfahrt durch den Zug, aber nicht auf der Rückfahrt in die Schweiz, wo ich ihnen hätte meine Quittung für eine gusseiserne Bratpfanne entgegen strecken können. «Bei der Einreise in die Schweiz trifft man äusserst selten einen ausländischen Zöllner an», räumt auch die SBB auf Anfrage ein. Selbst wem der Stempel einen Ausstieg am Grenzbahnhof und ein damit verbundenes Verpassen der Weiterfahrt Wert wäre, hätte Probleme. Die Zollämter der meisten Grenzbahnhöfe sind unregelmässig besetzt.
Wo bleibt denn da die Steuergerechtigkeit? Wer ein Auto steuert, geniesst einmal mehr einen Vorteil!
Wo bleibt denn da die Steuergerechtigkeit? Wer ein Auto steuert, geniesst einmal mehr einen Vorteil!
In ÖV, mit dem Zug, SBB veröffentlicht
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Züri erneuert

Dieses Schlagloch an der Lagerstrasse in Zürich existiert nicht mehr – dem Kontaktformular des Tiefbauamtes sei Dank.
In mit dem Velo veröffentlicht
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Langsamverkehr
In Signalisation, zu Fuss veröffentlicht
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Keine Velospur am Sternen Oerlikon

Das Klischee (fast) jeder neuen VBZ-Station: Die Kap-Haltestelle, die den ganzen Individualverkehr inklusive Velos stoppt (hier beim Museum für Gestaltung).
In ÖV, mit dem Velo, VBZ veröffentlicht
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Gesperrt für den Bus

Scheinbar abgesperrt, in Wirklichkeit zum Wohle der Buspassagiere (und zum Leid der Autofahrer) auf die Fahrbahn verlegt: Bushaltestelle Höhestrasse in Zollikon.
In ÖV, mit dem Auto, mit Tram und Bus veröffentlicht
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Velos aufs Trottoir!
«Zürich lädt zum Velofahren ein» steht auf der Rückseite des Veloplans der Zürcher City, den die Stadt derzeit im Velokafi (noch bis morgen Samstag) am Limmatquai verteilen lässt. Die wichtigsten Punkte des Velo-Masterplans werden da erläutert. Und auch ein paar Tipps an Menschen, die mit dem Radl unterwegs sind, abgegeben. Zum Beispiel «Überholen Sie links keine Trams, rechts keine Busse und Lastwagen, denn Sie werden nicht gesehen.» Oder: «Fahren Sie nur dort, wo Velos erlaubt sind – Trottoirs sind für Fussgänger/innen da.» Wie wahr. Und wie realitätsfremd. Lieben doch die Planer des gleichen Tiefbauamtes, welches das Merkblatt herausgegeben hat, die Mischzone für den sogenannten Langsamverkehr über alles. Statt einen Velostreifen einzurichten, lenkt man die Velofahrer zu den Fussgängern aufs Trottoir: Das ist gerade in neu gestalteten Strassenabschnitten eine häufige Verkehrsführung. Die Fussgänger freuts noch weniger als die Velofahrer.
In mit dem Velo, Signalisation, zu Fuss veröffentlicht
1 Antwort