WC unbenutzbar

Szene aus dem IR 2132 von Weinfelden nach Zürich, 25.2.2013.

Szene aus dem IR 2132 von Weinfelden nach Zürich, 25.2.2013.

Kollege Thomas Widmer (widmerwandertweiter)hatte gerade das Vergnügen, in einem renovierten, mit Waldtapete und Duftspender aufgerüstetem WC der SBB zu pinkeln. Ich stand auf meinen letzten drei Bahnfahrten (vorletzte Woche) dreimal vor WC-Türen, auf denen der Kleber «WC unbenutzbar» prangte. Einen negativen Lottogewinn könnte man dies nennen. 96 Prozent aller Toiletten der Fern- und Regionalzüge seien derzeit verfügbar, hatte die SBB vor einem Monat erklärt, als sie ihr Investitionsprogramm für saubere Toiletten verkündeten.

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Kontrolle ist gut, Vertrauen besser

Ein VBZ-Tram ist ein VBZ-Tram, auch wenn Swissquote drauf steht.

Ein VBZ-Tram ist ein VBZ-Tram, auch wenn Swissquote drauf steht.

Ein Kollege erzählte mir diese Geschichte: Vorgestern sass er in Zürich in einem 4er-Tram. Da sagt der Chauffeur am Limmatquai zu den Passagieren: «Die Bremsen funktionieren unkontrolliert. Sie müssen unbedingt absitzen. Oder sich gut festhalten.» Beklemmung macht sich breit. Verdattert hocken die Leute ab, klammern sich an den Stangen fest. Am Central, der nächsten Haltestelle, gelingt ein sauberer Stopp. Es ist die Chance, das angeblich unkontrollierbare Tram zu verlassen. Doch mein Kollege handelt frei nach Lenin: Kontrolle ist gut, Vertrauen besser. Nichts erschüttert seinen Glauben an die Verlässlichkeit der VBZ. Er bleibt sitzen. Hat er es bereut? Nein, er landet weder in der Limmat noch in einer Hausmauer. Die Bremsen funktionieren, zumindest bis zum Limmatplatz, wo er den Vierer wie geplant verlässt.

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Nachteile für alle am Seefeldquai

Genügend Platz für Auto und Velo: Seefeldquai heute (Aufnahme vom 23.2.2013)

Genügend Platz für Auto und Velo: Seefeldquai heute (Aufnahme vom 23.2.2013)

Blick und NZZ berichteten letzte Woche über den Abbau von 45 Parkplätzen am Seefeldquai – zugunsten eines Veloweges, einer sogenannten Komfortroute, wie sie im Masterplan Velo der Stadt Zürich bezeichnet wird. Nachdem die entsprechenden Baupläne der Stadt nun vorliegen, lässt sich sagen: Der geplante Umbau des Seefeldquais schiesst völlig übers Ziel hinaus. Er nützt den Velofahrern wenig und schadet den Fussgängern. Denn im Zuge der Umgestaltung verschwinden Teile des Trottoirs. Damit wird der «Quai», der eigentlich eine Quartierstrasse ist, zur Begegnungs- oder Mischzone, was für niemanden von Vorteil ist. Immerhin können die Radler in Zukunft den Quai auch im Sommer durchfahren, der heute jeweils durch die Gartenwirtschaft des Restaurants Frascati blockiert wird. Aber diese Durchfahrtsmöglichkeit würde allein durch die Verschiebung der Frascati-Sommerterrasse erreicht, wie sie im Plan vorgesehen ist. Und: Velospuren sind in dieser kurzen, aber ausreichend breiten Strasse gar nicht nötig, Tempo 30 und Gegenverkehr für Velos genügten. Umso mehr, als auch das zu einer sogenannten Komfortroute umgebaute Quai den Velofahrern wenig Komfort bietet und quasi eine Sackgasse bleibt: Nach 200 Metern geht es mit dem Velo in beiden Richtungen entweder in der Fussgängerzone der Quaianlagen oder auf der vierspurigen Ausfallstrasse Utoquai/ Bellerivestrasse weiter.
Die Umgestaltung des kurzen Seefeldquais hat vor allem einen Effekt: Den Abbau von Parkplätzen. Ohne dass jemand anders davon profitieren würde.

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Schnee zum letzten

Schneeräumung für alle und dazu etwas Kies für die Fussgänger: Innenstadt von München.

Schneeräumung für alle und dazu etwas Kies für die Fussgänger: Innenstadt von München.

Bald ist der Winter vorbei. Der Schnee in den Zürcher Strassen ist grösstenteils geschmolzen oder sublimiert. Ein an dieser Stelle mehrfach beschriebenes Problem hat sich also in Luft aufgelöst. Doch als Inspiration für die nächste Saison seien den Frauen und Mannen vom ERZ (Entsorgung und Recycling Zürich) Grüsse aus München gesandt, einer Stadt, die wie Zürich am Alpenrand liegt und ebenso von Frost und Schnee heimgesucht wird. Was also tut das Baureferat der Landeshauptstadt München, wenn es wieder Mal geschneit hat? Aus reinem Müssiggang wurde ich letzte Woche an drei spätwinterlichen Tagen Augenzeuge, wie das Referat Strassen, Velospuren (solche hat es in München neben jeder grösseren Strasse) und Trottoirs räumen liess. Und anschliessend die Fusswege mit Kies bestreutn, die Fahrbahnen für Auto und Velo salzte.
Apere Wege für Auto und Velo, Kies für die Fussgänger: Brücke über die Isar in München.

Apere Wege für Auto und Velo, Kies für die Fussgänger: Brücke über die Isar in München.

Somit betrachte ich mein Benchmarking in Sachen Schneeräumung als abgeschlossen. Auf ein Rating der untersuchten Orte (Davos, München, Sent, Sisikon und Zürich) verzichte ich, in der Annahme, das ERZ wisse auch ohne Demütigung, wie die Naturgewalten nächsten Winter besser zu bändigen sind.

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Durst im Zug

Ein Bus, aber kein Wagon Restaurant und auch keine Minibar zwischen St. Gallen und München.

Ein Bus, aber kein Wagon Restaurant und auch keine Minibar zwischen St. Gallen und München.

Unterwegs im EC 193 von Zürich nach München. Knapp fünf Stunden Zugfahrt, länger und abwechslungsreicher als üblich, denn zwischen St. Gallen und Bregenz kommen wir in den Genuss einer Carfahrt. Im Rheintal, auf österreichischem Boden, werden neue Brücken über Autobahn und Rhein gebaut. In Bregenz geht’s weiter in Wagen der SBB. Kaum haben wir uns gesetzt, kommt die Durchsage: Wegen der Baustelle zwischen St. Gallen und Bregenz führt dieser Zug kein Restaurant mit sich. Irgendwie macht diese Mitteilung wenig Sinn – wir sitzen in einem SBB-Wagen, wieso sollte man nicht auch einen Speisewagen anhängen können? Halb so schlimm, denken wir, im Zug zu speisen hatten wir eh nicht vor. Und eine Minibar wird wohl vorbei kommen. Denkste. Als wir uns nach einem Weilchen beim Schaffner erkundigen, weil wir Lust auf einen Kaffee und auch richtig Durst haben, sagt der: Tut mir leid. Für die Restauration im EC-Zug wäre die SBB zuständig. Aber für diese sei es zu umständlich, die Waren für Speisewagen und Minibar wie die Passagiere auf der Strasse heran zu karren. Und die DB betreibe schon lange keine Minibars mehr. Aha. Durstig betrachten wir die bayerische Winterlandschaft, die an unserem Fenster vorbeizieht.
Wie ich später sehe, wäre die Info in den «Reisedetails» der SBB gestanden – in Form des Fehlens von Restaurant- und Minibar-Symbolen beim EC 193. Wir hätten uns dann spätestens an der Minibar zwischen Zürich und St. Gallen eindecken können, vier Stunden vor dem Ziel; die Anschlüsse in St. Gallen und Bregenz waren passgenau. Der Zustand dauert übrigens noch bis zum 22. März.

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Ein Billett für den Rucksack

Dieses Symbol könnte die SBB bei der RhB abkupfern und an die Scheiben ihrer Wagen kleben.

Dieses Symbol könnte die SBB bei der RhB abkupfern und an die Scheiben ihrer Wagen kleben.

Letzte Woche, auf einer morgendlichen Bahnfahrt von Zürich ins Bündnerland: Der Zugchef fordert die Passagiere via Lautsprecher auf, ihre «Schneesportgeräte» in den «dafür vorgesehenen Ablagen» zu versorgen. Dann sagt er etwas, das ich nicht verstehe, weil seine Stimme von der Technik verzerrt wird. Nur seine letzten Worte höre ich wieder ungestört: «muss bezahlen». Als der Mann einige Minuten später vorbei kommt, um die Billette zu kontrollieren, frage ich ihn nach dem kompletten Wortlaut seiner Durchsage. «Wer sein Gepäck nicht in den Ablagen verstaut, sondern auf einen Sitz legt, muss dafür bezahlen,» habe er gesagt. Das gelte auch für mich. Sein gestrenger Blick fällt auf den Rucksack, der auf dem Platz neben mir liegt. Eigentlich müsse er dafür ein Billett verrechnen. So stehe es in seinem Pflichtenheft. Er meint es nicht freundlich, sondern ernst, lässt dann aber gnädigerweise doch davon ab, die Drohung umzusetzen. Der (Erstklass-)Wagen, in dem ich sitze, ist gut halb voll.
Die Drohung der SBB, Gepäckstücke auf den Sitzen zu verrechnen, hatte ja vor gut einem Jahr für öffentlichen Aufruhr gesorgt. Jeannine Pilloud, Chefin der Personenverkehrs-Abteilung der SBB, versuchte dann die Wogen etwas zu glätten, indem sie versicherte, man wolle die Leute dazu bringen, wenn nötig die Plätze freizugeben, werde aber sicher nie ein Ticket verrechnen. Aber ihr Untergebener, dem ich letzte Woche begegnete, war ein Zugsführer alter Schule, dem die rote Schirmmütze von einst sichtlich fehlte. Hätte ich ihn gefragt, in welchem Reglement denn die Fahrkarte fürs Gepäck erwähnt sei, so hätte er mir gesagt: Paragraf 27.11 im allgemeinen Personentarif T 600.

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Der Salzstreuer reicht nicht

Ab in den Schnee: Ecke Rudolf-Brun-Brücke/ Limmatquai (14.2.2013), eine der ohnehin kniffligsten Passagen im Zürcher Velonetz.

Ab in den Schnee: Ecke Rudolf-Brun-Brücke/ Limmatquai (14.2.2013), eine der ohnehin kniffligsten Passagen im Zürcher Velonetz.

Die stadtzürcherischen Strassenarbeiter und ihre Vorgesetzten vom ERZ (Entsorgung und Recycling Zürich) sollten mal einen Weiterbildungsausflug in die Berge unternehmen. Nach Davos oder St. Moritz. Oder in ein Dorf wie Sisikon UR oder Sent GR. Dann würden sie sehen, was ihre Kollegen tun, wenn es geschneit hat: Den Schnee von den Strassen pflügen – und die entstandenen Schneemaden anschliessend wegschaufeln und abtransportieren (und ausserhalb des Dorfes auf eine Halde zu kippen). Oder wie es im Namen des ERZ heisst, entsorgen. Fussgänger und Velofahrer würden es in diesem schneereichen Winter 2012/13 danken. Es ist verständlich, dass die Mannen vom ERZ den Schnee lieber mit Salz bestreuen als ihn von Hand wegzuschaufeln. Aber es gibt sicher ein Bäggerchen auf dem Markt, mit dem sich Schneehaufen von Velostreifen schaffen liessen.
Salz statt Kies: Vereiste Wege im Schindlerpark (25.1.2013).

Salz statt Kies: Vereiste Wege im Schindlerpark (25.1.2013).

Und das Kies, das auf Spazierwegen oft wirkungsvoller wäre als Salz, liesse sich im Frühling gewiss maschinell zu Haufen wischen – worauf wieder der Bagger baggern könnte.
Die Schneehaufen auf Velostreifen wurden ja auf Facebook schon mehrfach thematisiert. Und auch ich habe mich hier schon darüber aufgeregt. Aber um ERZ-Traditionen aufzuweichen, ist Social Media offensichtlich zu soft.

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Mehr Autos, mehr Milchkühe

Kolonne2012 war ein Autojahr. Im Kanton Zürich vermehrte sich der Autobestand fast so stark wie die Bevölkerung. Ende 2012 zählte der bevölkerungsreichste Kanton 16 000 Einwohner und 13 000 Personenwagen mehr als ein Jahr zuvor. Etwas drastischer wird dieses Zahlenverhältnis, wenn man den Autoquotienten berechnet, sozusagen den Pro-Kopf-Konsum von Autos: Bei der Neu-Bevölkerung beträgt er 0.81, bei der Gesamt-Bevölkerung 0.49, also nur gut die Hälfte. Das ist natürlich eine reine Zahlenspielerei, da keine Daten über die Autokäufer vorliegen und wir nicht wissen, ob sich alteingesessene Kantonsbewohner ein (zusätzliches) Auto gekauft oder Migranten aus besonders auto-affinen Nationen wie Deutschland eben nicht eingewandert, sondern eingefahren sind.
Zürichs Autovermehrung von knapp zwei Prozent ist übrigens unterdurchschnittlich. Für die ganze Schweiz weist das Bundesamt für Statistik für 2012 gegenüber 2011 2,2 Prozent mehr immatrikulierte Personenwagen aus. Der Vergleich mit dem Bevölkerungswachstum lässt sich auf eidgenössischer Ebene allerdings noch nicht anstellen, da die Einwohnerzahlen per Ende 2012 noch nicht vorliegen.
Trotzdem lässt sich schon festhalten: Das vom Verband der Auto-Importeure beklagte Gefühl, Automobilisten seien die «Milchkühe der Nation» ist beliebter, als der Verband glaubt.

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Winter-Wochenende

Winter in Zürich: Ein Buschauffeur muss sein Gefährt in Schneeketten legen (9.2.2013).

Winter in Zürich: Ein Buschauffeur muss sein Gefährt in Schneeketten legen (9.2.2013).

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Das Image ist kein Tram

Ein Tram soll einfach fahren.

Ein Tram soll einfach fahren.

Dass es in der VBZ rumort, weiss die Öffentlichkeit spätestens, seit das «Magazin» des «Tages-Anzeigers» im letzten Frühjahr gross darüber berichtete. Hin und wieder dringt der Ärger der Tram- und Buschauffeure über die Fahr-, Über- und Wegzeitenregelung auch durch ein Gewerkschaftscommuniqué an die Öffentlichkeit, und manchmal liest man vom Geschwisterkampf Unia gegen Vpod um die gewerkschaftliche Vormachtstellung innerhalb der Verkehrsbetriebe. Schaden diese Scharmützel den VBZ? I woo. Die im Dezember veröffentlichte Kundenbefragung 2012 ergab ein durchwegs positives Bild. Interessanterweise wird nun die Frage des Imageschadens neuerdings auf der Online-Plattform «Kummerbox» thematisiert, wo die Unzufriedenen unter den Trämlern und Buschauffeuren pseudonym ihren Unmut diskutieren. Offenbar wirken die in der «Magazin»-Geschichte eindrücklich dargestellten hunderten von Benimmregeln fürs VBZ-Personal. Bei mir erhielte das Ansehen der VBZ einen Malus, wenn sich ihre Angestellten nicht mehr getrauen würden, ihre Sorgen auzutauschen – und was ist dafür geeigneter als eine Online-Plattform?
Übrigens: Wofür sind Betriebe des Öffentlichen Verkehrs da? Um Passagiere pünktlich und sicher von A nach B zu fahren. Alles andere ist Nebensache.

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