
Für einen Franken Eintritt gibts auf dieser Toilette kein kaltes Wasser, aber einen Bon, der einen Franken wert ist.
Autobahnfahren gehört zu den langweiligeren Tätigkeiten, die es gibt. Manchmal lässt man sich trotzdem darauf ein. Zum Beispiel, um mit einer Menge Gepäck in die Ferien zu fahren. Das Problem bleibt: Wie bleibe ich wach? Diskutieren mit den übrigen Insassen. Was, wenn man alleine fährt? Gute Musik hören. Manchmal hilft auch das nichts. Sekundenschlaf droht. Mein Hausrezept dagegen: Kaltes Wasser ins Gesicht und in den Nacken. Als mich vorletzte Woche bei einer Fahrt in die Bündner Berge die Müdigkeit überfiel, versuchte ich mich mit einem Stopp bei der Raststätte Viamala in Thusis zu wehren. Mein Ziel: das WC. Nachdem ich einen Franken Eintritt bezahlt und meine Blase entleert hatte, das erfrischende Nass. Denkste. Aus dem Hahnen kam nur warmes, um nicht zu sagen heisses Wasser. Die roten und blauen Markierungen waren nur Symbole, das Drehen an der Armatur nützte nichts. Die Wassertemperatur war fix. Das erinnerte mich an eine alte Geschichte, ans Jazzfestival Montreux der achtziger Jahre. Dieses fand damals im Casino von Montreux statt, dessen Wirt fand, dass die durstigen Besucher nicht gratis Hahnenwasser trinken, sondern Mineralwasser oder Bier kaufen sollten – und darum nur heisses Wasser aus den Hahnen auf den WCs laufen liess. Irgendwann nahm Festivaldirektor Claude Nobs diese Unfreundlichkeit zum Anlass, den Casinopächter auszubooten und die Gastronomie seines Festivals unter die eigene Kontrolle zu bringen.
Wie aber sollte ich mich in Thusis abkühlen? Durch den Kauf einer gekühlten Flasche Mineralwasser, unter Einsatz des einen Franken wertigen «Wertbons», den ich für den WC-Eintritt erhalten hatte? Einen Brunnen konnte ich auf dem Gelände nämlich nicht finden. «Es gibt keinen», sagte mir die Frau hinter der Theke. Aber die freundliche Seele füllte mir, nachdem ich ihr mein Problem geschildert hatte, ein Glas mit kaltem Wasser aus ihrem Hahnen. Ich ging damit hinaus, benetzte mich auf dem Parkplatz, brachte ihr das Glas zurück, bedankte mich und betrachtete die Dienstleistung als Gegenleistung für den «Wertbon», den ich für den WC-Eintritt erhalten hatte. Meine Frage nach dem Sinn und Zweck des Nur-Heisswassers auf der Toilette, per Kontaktformular auf der
Website eingereicht, bleibt nach zehn Tagen unbeantwortet.
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