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Alles friedlich im Postauto
Ich mache regelmässig in Sent im Unterengadin Ferien. Damit bin ich jeweils bei weitem nicht der einzige. Das Dorf ist dank seiner Lage (Sonnenhang), seiner Ruhe (keine Bergbahn, kein Durchgangsverkehr) und seiner prächtigen Bauernhäuser beliebt bei allerlei Romantikern und Liebhabern des Beschaulichen – insbesondere bei Rentnern und bei jungen Familien. Dazu gehört, dass man mit dem ÖV (an)reist. Und so herrscht zu Ferienzeiten im Postauto von und nach Scuol, dem benachbarten Zentrum des Unterengadins, ein Ghetto wie zu den Stosszeiten im Ghettoschlepper, dem 32er-Bus durch die Langstrasse in Zürich. Familien mit Kinderwagen und Gepäck, im Winter Leute mit Schlitten, Skis oder Snowboards, im Sommer Wanderer mit Rucksäcken. Oder Velofahrer, die den Stutz von Scuol nach Sent nicht hinauf pedalen mögen, und ihre Räder verladen. Sie alle bevölkern den stündlich verkehrenden Bus, nebst den einheimischen Senioren, Frauen und Schülern (die einheimischen Männer sind natürlich mit dem Auto unterwegs). Wie geht das nur? Die Antwort lautet: Eine unsichtbare Hand regelt die Belegung. Gestern etwa luden zwei ältere Frauen und Männer ihre älteren Velos (drei Gänge) in den Bus. Der sitzfreie Stauraum in der Busmitte bot Platz für zwei der mit Seitentaschen behängten Velos, die beiden übrigen Räder wurden in den Gang gestellt. «Hätten Sie vorher angerufen, hätte ich den Anhänger mitgenommen», sagte der Chauffeur freundlich zu den Radlern, während er ihnen beim Verlad half. Die Unterengadiner sind eine coole Sorte Mensch. «Patgific» heisst eines ihrer Lieblingswörter: friedlich, nur ruhig. Es drückt ihre Lebenshaltung aus. Patgific verhielten sich auch die übrigen Passagiere, die sich neben den Velos zu den Sitzen zwängen mussten. Und die unsichtbare Hand des ÖV-Marktes sorgte dafür, dass nicht wie am Vortag noch drei Familien mit jeweils einem Kinderwagen Einlass begehrten, sondern keine, und kein Schullager wie am Morgen. Sie hätten keinen Platz gefunden. Der Chauffeur hätte dann ein zweites Postauto aufgeboten; während der Ferienstosszeiten steht oft ein zweiter, manchmal ein dritter Bus für den Fall der Fälle bereit, wobei der jeweilige Chauffeur patgific einen Kaffee trinkt oder einen Schwatz hält, bis sein Einsatz unumgänglich wird, was, wie eben als Beispiel geschildert, wundersam oft gar nicht nötig wird.
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