Archive
RSS-Links:
Kategorien
- Apps (4)
- ÖV (72)
- Billette (7)
- DB (1)
- Lastwagen (1)
- Lärm (5)
- mit dem Auto (74)
- mit dem Flugzeug (1)
- mit dem Schifff (1)
- mit dem Velo (83)
- mit dem Zug (36)
- mit der Bergbahn (1)
- mit Tram und Bus (24)
- Pannenhilfe (1)
- Polizei (4)
- Postauto (4)
- RhB (8)
- SBB (28)
- Signalisation (36)
- VBZ (13)
- ZSG (2)
- zu Fuss (32)
Eile mit Weile mit der RhB
Ein Engländer, der viel in der Welt herum kommt und kürzlich erstmals ins Engadin reiste, war des Lobes voll. Ganz besonders über die Bahnreise von Chur nach St. Moritz: spektakulär und pünktlich. Ich pflichtete ihm bei. Global betrachtet gehört die Rhätische Bahn (RhB) zweifellos zu den pünktlichsten Bahnen. Als regelmässiger Graubünden-Besucher muss ich leider sagen: Ich rechne eigentlich nie damit, dass sie pünktlich ist. Schneefall? Viele Reisende? Ein verspätetes Postauto? Ein unpünktlicher Güterzug? Eine Baustelle? Es gibt viele Gründe, wieso sich die roten Züge der Bündner Staatsbahn verspäten. Letzten Freitag schaute ich irgendwann auf die Uhr, weil ich schon am Vortag mit Verspätung in St. Moritz angekommen war. Nach dem Besuch einer Ausstellung bestieg ich in Samedan den von Chur (und Zermatt) her kommenden Glacier Express, der pünktlich eintraf. Als geheizter Wartesaal stand der Zug dann sechs Minuten im Samedaner Bahnhof, bevor er fahrplanmässig losfuhr. Drei Minuten später Ankunft in Celerina. Dort acht Minuten warten auf den Gegenzug aus St. Moritz. Dann Weiterfahrt. Durchsage einer freundlichen Frauenstimme: Wir befinden uns auf dem letzten Abschnitt der Unesco- Weltkulturerbe-Strecke. Das Oberengadin als Geburtsregion des Wintertourismus und Schauplatz zweier olympischer Winterspiele. In drei Sprachen, deutsch, englisch und rätoromanisch. Als der Sermon fertig war, stand der Zug wieder still. Nein, nicht im, sondern vor dem Bahnhof St. Moritz. Um 16.07, mit vier Minuten Verspätung hatte der «langsamste Schnellzug der Welt» das Ziel schliesslich erreicht.
Was sind schon vier Minuten? Wenig. Aber genug, um einen der Anschlussbusse zu verpassen. Der Oberengadinbus nach Silvaplana fährt alle 30, das Postauto ins Bergell alle 60 Minuten. Man fragt sich, wieso ein Zug für eine Strecke mit einer reinen Fahrzeit von sechs Minuten auch ohne Verspätung dreimal mehr Zeit benötigt. Oder anders gesagt, wieso er auf dieser sechs Kilometer kurzen Strecke 12 Minuten lang einfach nur herumsteht. Man wünscht den Fahrplanmachern etwas mehr Effizienzdenken.
Einen Tag später: Die Rückfahrt ins Unterland. Der RhB-Zug erreicht Landquart mit 10 Minuten Verspätung. Das bedeutet: Mit allem Gepäck auf den IC Richtung Zürich rennen, der ein paar Perrons weiter schon wartet. Ein Wort der Entschuldigung oder eine Information, dass die Anschlusszüge (nicht nur nach Zürich) warten? Fehlanzeige. Die RhB geht offensichtlich davon aus, dass ihre Passagiere mit der Fahrt über die vielen Brücken und durch die Tunnels Graubündens an und für sich schon glücklich sind. Zeit spielt keine Rolle, man hat ja Ferien. Oder ist Bahnfan.
Dieser Beitrag wurde in ÖV, mit dem Zug, RhB veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.