
«Bin ich mein Auto?» fragten Fischli/Weiss (©P. Fischli, D. Weiss, Verlag der Buchhandlung Walther König)
Die Wirtschaftsprofessorin Monika Bütler hat in einem Tweet auf einen
Aufsatz im amerikanischen Magazin «Foreign Policy» hingewiesen, die sagt: Zur Mittelschicht gehört, wer ein Auto besitzt. Für manche Weltgegenden mag das zutreffen. Für die Schweiz aber ist die These zweifelhaft. Laut dem Städtevergleich
«Mobilität in Zahlen» verfügen in Basel und in Bern nur Minderheiten, in Zürich knapp die Hälfte der Haushalte über eigene Autos. Grösser ist die Autodichte in kleineren Städten wie St. Gallen und Winterthur. Nun, vielleicht können sich all die Jungfamilien angesichts der hohen Mieten in Zürich kein Auto mehr leisten. Womit eingetroffen wäre, was die Studienautoren für Europa prognostizieren: In «entwickelten Ländern» lasse die Stagnation der Geburtenzahlen und der Einkommen eine Stagnation oder gar einen Rückgang der Autozahlen erwarten. Doch Uniprofessorin Bütler, verheiratet mit einem Uniprofessor, dürfte kaum knapp bei Kasse sein. Trotzdem besitzt sie kein Auto, wie sie im Tweet auch mitteilte. Offensichtlich ist: Das Auto ist kein Statussymbol mehr für die Kaufkraft, wie in der Studie angenommen. Aber es ist natürlich auch nicht einfach ein vernünftiges Mittel zum Zweck, sonst würden angesichts der Kosten, die es generiert, viel mehr Leute darauf verzichten und beispielsweise auf Mobility setzen. Ein Auto zu besitzen ist eben eine Frage der Haltung. «Bin ich mein Auto?», hat das Künstlerduo Fischli/Weiss überspitzt gefragt. Bei uns dient die Autofrage allenfalls dazu, die feine Unterscheidung zwischen (ökonomischer) Mittelschicht und dem vorab von der SVP beschworenen (ideologischen) Mittelstand zu klären. Wer kein Auto hat, ist sicher kein Mittelständler.
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