Bäume und Trams sind heilig

Das ist Zürich heilig: Bäume und Trams.

Das ist Zürich heilig: Bäume und Trams.

Bevor die Stadt Zürich eine Strasse umgräbt, was ja nicht selten vorkommt, legt sie die Pläne zur allgemeinen Einsichtnahme auf, im Amtshaus wie auch online. Wer mit einem Detail nicht einverstanden ist, kann motzen. Einwendung heisst die Möglichkeit – es ist kein rechtliches Instrument wie eine Einsprache, sondern eine Anregung, im Sinne von «wäre es nicht besser, wenn…». Natürlich hat die Stadtverwaltung meistens schon alles durchgedacht. Darum tragen die Antworten des Stadtingenieurs den Titel «Bericht zu den nicht berücksichtigten Einwendungen», obschon hie und da eine Einwendung teilweise berücksichtigt wird.
Was die Einwender wörtlich geschrieben haben, erfährt man nicht – ihre Einwendungen werden paraphrasiert wieder gegeben, in einer amtlichen Sprache, die sich offensichtlich um Zwischenmenschlichkeit bemüht. In den Formulierungen des Stadtingenieurs und seiner Leute werden Fussgängerstreifen nicht einfach angebracht, sondern «angeboten», und von A nach B führt jeweils nicht ein Weg, sondern eine «Wegbeziehung». Solch einfühlsame Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Mitsprache-Angebot nur pro forma ist – damit allenfalls verärgerte Quartierbewohner Dampf ablassen können. Das zeigt sich besonders gut in dem letzten Freitag veröffentlichten Bericht zur geplanten Umgestaltung der Tram- und Bushaltestelle Siemens in Albisrieden. Eine Forderung nach einem Veloweg hinter dem Wartehäuschen der geplanten Kaphaltestelle etwa wird mit dem Argument abgelehnt, dass so «Konflikte mit dem Fussverkehr im Mischverkehr» entstehen würden – ein eher heuchlerisches Argument, wenn man bedenkt, dass das selbe Tiefbauamt Fussgängern und Velofahrern den Mischverkehr an zahlreichen Orten der Stadt aufgezwungen hat. Der Einwendung, auf die Bepflanzung des einen Trottoirs mit Bäumen zu verzichten, da auf dem Areal unmittelbar daneben bereits Bäume stünden, begegnet der Stadtingenieur, dass für die immer währende Bepflanzung des Privatgrundes «keine Gewähr» bestünde. Generell wird im Bericht die «Priorisierung» des Trams hervorgehoben, wofür ein neues Lichtsignal gebaut wird, der (kostenbedingte) Verzicht auf den im Richtplan vorgesehenen Veloweg dagegen bedauert.
Sehr logisch wirken die Erklärungen der Stadt nicht. Aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick ist alles klar. Sie hätte besser geschrieben: Bäume und Trams sind uns heilig. Alles andere ist unwichtig.

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