Letzte Woche fuhr ich mit der Rhätischen Bahn von Chur nach St. Moritz. Unmittelbar vor der Abfahrt in Chur stürzt eine Frau mit einem Kind in den Wagen, keuchend wie erleichtert: geschafft! Wenig später taucht der Kondukteur auf: Fahrkarten bitte! «Wir haben es nicht geschafft, eine zu lösen. Wir waren so knapp dran», sagt die Frau. Der RhB-Kondukteur aber sagt: «Sie können die Billette bei mir lösen. Aber das kostet einen Zuschlag von zehn Franken». Die Frau, mit den Bräuchen des ÖV offensichtlich nicht vertraut, ist etwas perplex. «Wieso dieser Aufschlag», will sie wissen. «Das ist einfach so», sagt der Kondukteur. Die Frau zahlt, ohne weitere Umstände. Sie kann sich ja glücklich schätzen. In einem SBB-Zug hätte sie einen neun Mal höheren Zuschlag – eine Busse von 90 Franken hinblättern müssen.
Auf der Fahrt vom Engadin zurück steigt in Tiefencastel ein junger Mann in den RhB-Zug ein, und löst ohne weitere Frage bei der Kondukteurin ein Billett inklusive Zuschlag. Business as usual offensichtlich.
Die Einführung von Bussen für das Besteigen eines Zuges ohne Billett Ende 2011 hat die SBB in der Öffentlichkeit viel Goodwill gekostet. Laut NZZ hat sich die Zwangsmassnahme zumindest aus «betriebswirtschaftlicher Optik» gelohnt – falls sie denn nicht für die 2,1 Prozent Abnahme der Passagierzahlen im Fernverkehr im 2012 mitverantwortlich sind. Aber vielleicht nimmt sich die grosse SBB ja ein Beispiel an der kleinen RhB – ebenfalls laut NZZ prüft die Bundesbahn die «Kulanzregeln grosszügiger auszulegen».
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