Leuchttürme statt Parkplätze

Hier hat es mehr als genug Parkplätze für die künftige Siedlung Kronenwiese: Parkhaus Stampfenbach.

Mehr als genug Parkplätze für die künftige Siedlung Kronenwiese hats im nahen Parkhaus Stampfenbach.

Aktueller Kampfplatz des verkehrsideologischen Schlagabtausches in Zürich ist die Kronenwiese im Kreis 6. Letzte Woche bewilligte der Gemeinderat deren Überbauung – 65 Millionen Franken für 99 städtische Mietwohnungen OHNE Tiefgarage. «Ein wahrer Anti-Auto-Fundamentalismus,» schimpfte der SVP-Mann Bernhard im Oberdorf über den Entscheid der rot-grünen Ratsmehrheit (der noch vom Volk abgesegnet werden muss); ein «Leuchtturmprojekt der 2000-Watt-Gesellschaft», schwärmte dagegen die SP-Frau Esther Straub.
Da stellt sich zunächst eine rhetorische Frage: Wie soll man diesen Leuchtturm sehen können, da man bereits vom Feuer diverser anderer Bauten und Institutionen, die von Politikern als Leuchttürme gepriesen wurden (Kunsthaus-Erweiterung, Unispital, Schiffbau, S-Bahn…), geblendet wird? Auch ist an der Kalkbreite schon eine Siedlung im Bau, welcher der gleiche Gemeinderat die gesetzlichen Pflichtparkplätze erliess. Und das ist gut so. Aus pragmatischen Gründen. Es gibt in der Stadt ein Überangebot an Parkplätzen in privaten Tiefgaragen. Zum Beispiel im Parkhaus Stampfenbach, das rund 200 Meter von der geplanten Kronensiedlung weg liegt. Dort sind im Jahresdurchschnitt «70–80» Plätze frei, wie mir dessen Verwaltung auf Anfrage erklärte. Das sind rund doppelt so viele, als laut der geltenden Pflichtparkverordnung unter der Kronenwiese vergraben werden müssten. Mit dem Verzicht auf die Tiefgarage kann günstiger gebaut werden – die Allgemeinheit kann in diesem Fall 2,4 Millionen Franken sparen. Aus diesem Grunde müssten FDP und SVP eigentlich für eine Kronenwiese ohne Parkplätze sein.
Diese Strasse soll laut dem Zürcher Gemeinderat beruhigt werden: Kronenstrasse neben der Kronenwiese.

Diese Strasse soll laut dem Zürcher Gemeinderat beruhigt werden: Kronenstrasse neben der Kronenwiese.


War Sparsamkeit für einmal Treiber links-grünen Handelns? Wohl kaum. Das legt ein anderer Beschluss nahe, den das Stadtparlament gleichzeitig fällte. Er überwies ein Postulat von Esther Straub (SP), das verkehrsberuhigende Massnahmen für den an die Kronenwiese angrenzenden Teil der Kronenstrasse verlangt. Die Forderung ist reine Symbolik im ideologischen Schlagabtausch: Das fragliche Strassenstück ist heute eine Sackgasse mit Tempo 30, das ausschliesslich als Zufahrt zum GZ Schindlergut dient.

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