Eigentlich sollte im Zürcher Kreis 5, in dem ich wohne, schon lange ein Nachtfahrverbot für Autos und andere motorisierte Vehikel von Auswärtigen eingeführt werden. Dies haben städtische Amtsstellen und Anwohnervereine einvernehmlich beschlossen, wie der «Tages-Anzeiger» kürzlich berichtete (Artikel nicht online). Doch die Errichtung dieser gated community könnte an den Kosten zu scheitern. Vermutlich muss der Gemeinderat darüber entscheiden.
Das ist gut so. Eine Barriere samt Barrierenwärter kostet zwar nicht alle Welt. Zwei davon, wie im Kreis 5 zwischen Lang-, Limmat- und Hardstrasse geplant, schlagen laut Dienstabteilung Verkehr immerhin mit 300 000 Franken zu Buche. Vor allem aber lautet die Frage: Sind diese Barrieren wirklich nötig? Und: Wem nützen sie?
Das Hauptargument dafür ist die Lärmbelastung. Die Anwohner sollen ruhig schlafen können. Nach mehrmaligem Insistieren habe ich diese Woche von der städtischen Dienstabteilung Umwelt- und Gesundheitsschutz das «Strassenlärm-Immissionskataster» des Quartiers erhalten. Und dieses zeigt: Die Strassen, die beruhigt werden sollen, sind bereits ruhig. Ein paar wenige Gebäude sind gelb markiert, was bedeutet, dass deren Fassaden irgendwann während eines ganzen Tages einer Lärmbelastung ausgesetzt sind, die über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert liegt (ich selbst wohne in einem dieser gelben Häuser – aber nachts höre ich vor allem den Bahnlärm auf den nahen Geleisen, der in der Lärmkarte nicht berücksichtigt ist).
Im Kreis 5 gibt es andere Unruhequellen. Er liegt ja mitten in der Stadt, und es hat ein paar Restaurants hier, einige Bars, zwei Multiplexkinos und am Rande des Gevierts, das beruhigt werden soll, finden sich diverse Klubs. Zwar sind die meisten Besucher mit dem ÖV oder mit dem Velo unterwegs, aber dann und wann fährt das Ausgangsvolk auch mit dem Auto vor. So what?
Der Kreis 5 ist ein «urbanes Zentrum», wie es auf der offiziellen Quartierswebsite heisst. Gleichzeitig soll es hier ruhig sein wie auf dem Lande? Weshalb man die Besucher vom Lande aussperren möchte? Man könnte vielleicht auch eine nächtliche Ruhezone einrichten à la SBB, dann wären auch Gespräche verboten.
Übrigens: Ruhe kostet. Nicht nur als Lärmschutzmassnahme für die Stadt und ihre Steuerzahler. Sondern auch die Anwohner. Im Dezember wurde auf Homegate eine Eigentumswohnung an der beruhigten Weststrasse angeboten, 120 Quadratmeter im zweiten Stock. Für 1,8 Millionen Franken. Inzwischen ist das Inserat nicht mehr aufgeschaltet, die Wohnung also vermutlich verkauft.
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