Zürcher Flaniermeile: Hindernisparcours für den MIV

Gestern hat die Stadt Zürich die genauen Pläne für die Ausweitung der «Flanierzonen» in der City publiziert. Das meiste war schon bekannt, doch am interessantesten sind wie immer die Details, das Kleingedruckte. Dass die Autofahrer an der Spurreduktion keine Freude haben, ist verständlich. Aber damit müssen sie leben, spätestens seit die Umverkehrs-Initiative die Reduktion des MIV um rund einen Drittel bis 2021 in der Gemeindeordnung festschreibt – ein Volksentscheid, der 2011 notabene nicht zuletzt dank der SVP zustande kam. Wie die Stadt den Automobilisierten den Abbau im vorliegenden Fall aber schmackhaft zu machen versucht, grenzt an Heuchelei. Trotz der Halbierung der Spuren für den MIV zwischen Sihlporte und Bahnhofstrasse könnten wie bisher bis zu 900 Fahrzeuge die Strecke passieren, heisst es in der gestern publizierten Mitteilung des Tiefbauamtes. Dabei wird auf eine hausgemachte Studie verwiesen, in der dann allerdings von bisherigen Spitzenfrequenzen auf dem fraglichen Abschnitt von bis zu 1200 Fahrzeugen pro Stunde die Rede ist. Wo bleibt die Differenz von 300 Autos? Diese werden neu durch eine Signalisationsänderung an der Kreuzung Brandschenke-/Stockerstrasse von der Sihlporte/Sihlstrasse ferngehalten: von der Brandschenkestrasse dürfen in Zukunft nur noch der VBZ-Bus und die Velos geradeaus Richtung Innenstadt fahren. Autos, Lastwagen und Töffs werden also auf einen Hindernisparcours geschickt; der Stau dürfte sich damit, wie im Papier festgehalten, in Zukunft auf die Stockerstrasse verlagern. Für den Fall, dass es dort doch zu dicke kommen sollte, sind bereits weitere Vergrämungsaktionen gegen den MIV in Planung. Namentlich ist u.a. eine «Zufahrtdosierung» vor der Tramstation in der Bederstrasse beim Bahnhof Enge erwähnt, also eine Lichtsignalanlage, um den MIV zu stoppen. Als wäre die Kaphaltestelle, welche die ganze Strassenbreite einnimmt, mit den Tramlinien 5 und 13 nicht schon genug Hindernis für den gesamten Individualverkehr auf Rädern, auch die Velos.
Den Velofahrern werden übrigens durch die neue Fussgängerzone zwischen Hiltl und Jelmoli pedalen dürfen. Wer weiss, ob es eine «Veloroute» sein wird, wie es an einer Stelle des Dokuments heisst, oder ob sie nur geduldet sein werden und sich an «Schritttempo» halten müssen, wie es an anderer Stelle heisst.

Dieser Beitrag wurde in mit dem Auto, mit dem Velo, Signalisation, zu Fuss veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

Einen Kommentar hinterlassen

Ihre E-Mail wird niemals veröffentlicht oder weitergegeben. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie können diese HTML-Tags und -Attribute verwenden <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

*
*

  • Archive

  • Kategorien