Mit dem Velo in die Oper

Wie weiland die Jusos liess das Opernhaus letzte Woche vielen Velos Sattelüberzüge verpassen.

Letzte Woche warb das Opernhaus für seine Saisoneröffnung so, wie es auch schon die Jusos getan haben: mit einem Sattelüberzug. «Opernhaus Zürich OFFEN» prangte auf dem Sattel meines Velos, nachdem ich es beim Hauptbahnhof abgestellt hatte. «Mit dem Velo in die Oper?», fragte ich mich. Ich bin ein äusserst seltener Operngänger. Aber die Vorstellung, dass die Gäste des teuersten Kulturinstituts in Zürich (Eintrittspreise für den Grossteil der Sitze zwischen 65 und 320 Fr.) in angemessener, nämlich vornehmer Kleidung vors Opernhaus radeln, schien mir ein bisschen abwegig. Ein Link, den mein Medienkollege H.G. Hildebrandt auf Facebook postete, zeigte dann, dass meine Frage falsch gestellt war: Der «Economist» zitierte aus einer Studie, laut der in England die besserverdienenden Menschen mehr Velo fahren als die Armen. Und siehe da, in Zürich ist es nicht anders. Leute mit hohem Haushaltseinkommen fahren eindeutig häufiger Velo als solche mit tiefem, und das Gleiche gilt für den Bildungsgrad, wie Zahlen von Statistik Stadt Zürich aus dem Jahre 2009 zeigen. Das Opernhaus wiederum hat ein «kulturinteressiertes, konsumfreudiges und eher bürgerliches Publikum», wie es selbst erklärt. In diesem Sinne haben die Opernvermarkter ihre Kundschaft mit den Sattelkappen genau angepeilt: Wer Velo fährt, hat potenziell mehr Kohle und mehr Bildung und ist folglich ein potenzieller Kunde für die Oper.

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