Chauvinismus in den Alpen

Autoverlad durch den Vereina: teuer, aber nicht für alle gleich (Bild: RhB)

42 Franken bezahlt, wer an einem Winterwochenende sein Auto durch den Vereinatunnel transportieren lässt. Günstiger durchquert den Tunnel, der das Prättigau und das Unterengadin verbindet, wer montags bis freitags unterwegs ist. Dann verlangt die Rhätische Bahn «nur» 37 Franken für den Autotransport. Wesentlich günstiger aber fährt durch den Vereina, wer einheimisch ist. Die Prättigauer Gemeinde Luzein verkauft ihren Einwohnern die Verladefahrt für Fr. 25.50, also mit einem Rabatt von 31 bis 40 Prozent. Zwar hat der Bund die Einheimischentarife für Transportunternehmen, die von ihm subventioniert werden, schon vor 15 Jahren verboten. Doch mit einer Schlaumeierlösung sorgt der Kanton Graubünden als Mehrheitseigner der Rhätischen Bahn dafür, dass Einheimische weiterhin massiv günstiger durch den im Wesentlichen durch den Bund bezahlten Vereinatunnel fahren dürfen. Die Rhätische Bahn (RhB) verkauft sogenannte Multipack-Verladebillette an Gemeinden, an Hoteliers und an kommerzielle Vermieter von Ferienwohnungen. Weil somit potenziell auch Feriengäste vom Multipack profitieren können, kann die Bündner Regierung behaupten, «alle Benutzer des Autoverlades» würden vom Rabatt profitieren. Die interne Statistik der RhB für 2011 zeigt aber: Nur 10 Prozent der Autoverladbenutzer wiesen eines der vergünstigten Verladebilletts vor. 60 Prozent aber zahlten den vollen Preis; 30 Prozent kamen in den Genuss anderer Rabatte, etwa durch eine allgemein erhältliche Mehrfahrtenkarte oder als Transporteure.

Vergleicht man die Preise am Vereina mit denen für den Transport durch die Furka und den Lötschberg, so stellt man fest: Der Vereina ist absolut und auch pro Kilometer Länge mit Abstand am teuersten. Und weder Walliser noch Berner und Urner kennen den Einzelfahrt-Rabatt (sondern einen, allerdings massiven, durch Mehrfahrtenkarten). Meine lieben Mitbündner (ich darf das schreiben – ich bin Bürger von Haldenstein GR): Das ist ein chauvinistisches Abkassieren.

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