Rollendes Lager

Skilager sind out, Zugfahren aber ist in. Ein Paradox. Bahn-, ja überhaupt ÖV-Fahren ist wie ein Lager auf Rädern. Man ist zusammengepfercht, riecht den Schweiss der anderen. Die Grenzen der eigenen Freiheit sind sehr eng gezogen. Natürlich kämpft man dagegen. Belegt im Zug alleine ein Viererabteil, besetzt die leeren Sitze mit Taschen, trotz der neuen Lagerordnung der SBB, dafür extra ein Billett lösen zu müssen. Steigen mehr Passagiere ein, als es Abteile im Wagen hat, wird die Freiheit zur Kampfzone. So ist es auch, wenn man an einem  heissen Sommertag in einem alten Wagen sitzt, dessen Klima nicht gekühlt ist, der dafür Fenster hat, die sich öffnen lassen. Macht man davon Gebrauch, so meldet sich gewiss eine Person aus der hintersten Ecke des Wagens, und fordert mit Verweis auf ihre Empfindlichkeit auf Durchzug die augenblickliche Schliessung des Fensters. Kürzlich sass ich in der Rhätischen Bahn, draussen war es kalt und ich warm gekleidet; die Heizung strahlte wie ein heisser Backofen. Alleine im Wagen, konnte ich die Temperatur runter drehen. Bis zum nächsten Halt. Leute stiegen zu, drehten den Heizschalter bis zum Maximum und entledigten sich Mänteln, Jacken und Pullovern, bis sie im T-Shirt da sassen. Es war wie nachts im Massenlager, wenn die einen schlafen und die anderen blödeln wollen. Ich ordnete mich unter.

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